Linux auf dem NEC Versa 550D

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Zusammenfassung

Die gute Nachricht zuerst: es funktioniert gut. Alles läuft, sogar suspend-to-RAM und suspend-to-disk. Es ist ein wenig schwierig, Programme zu finden, die mit dem wenigen RAM das der Versa 550D hat vernünftig laufen, aber sonst klappt alles gut. In diesem Text liefere ich eine Übersicht über die technischen Daten und Leistungsmerkmale des Versa 550D (falls Sie einen kaufen wollen), dann erkläre ich, was Sie wissen müssen, um Linux darauf zu installieren. Schließlich beschreibe ich kurz die Programme die ich auf meinem Gerät nutze und gebe einige Tipps, was man mit einem solchen, etwas veralteten System tun kann.

Inhaltsverzeichnis

Technische Daten und allgemeine Bemerkungen

(Dieser Teil ist nicht Linux-spezifisch.) Der NEC Versa 550D ist (meiner Meinung nach) ein recht robustes und zuverlässiges Gerät, aber heutzutage (2001) ist er ein wenig veraltet. Eine kurze Übersicht über die technischen Daten:
ProzessorCyrix 5x86 100 MHz
RAM fest eingebaut8 MB
RAM Erweiterung4, 8 oder 16 MB (nur ein Steckplatz vorhanden)
Bildschirm10,4 Zoll DSTN Farb-LCD
Bildschirm-Auflösung640 × 480 × 256 Farben (1024 × 768 auf externem Bildschirm)
Video RAM1 MB
Festplatte540 MB (austauschbar)
Floppynormale 3,5 Zoll 1,44 MB (eingebaut)
PCMCIAzwei Type-II Karten oder eine Type-III
Trackballzwei Tasten
Schnittstellenseriell, parallel, VGA, PS/2
StromversorgungNiMH Akkumulator, 9,6 V, 2800 mAh
Stromsparmodisuspend to RAM, suspend to disk
Maße287 × 227 × 52 mm
Gewichtca. 2,8 kg (mit Akku)

Wie man sehen kann, ist der Prozessor (ein schneller 486er) ganz annehmbar für die meisten einfachen Anwendugen (so wie Textverarbeitung oder WWW), aber der Speicher ist recht klein.

Die Maße sind in Ordnung, selbst moderne Systeme sind nicht viel kleiner (nur dünner). Der Laptop ist allerdings ziemlich schwer; fast 3 kg (über 6 amerik. Pfund für unsere nicht-metrischen Freunde) ist ein ganz schönes Gewicht wenn Sie es für mehr als ein paar Minuten tragen müssen. Ungeachtet dessen passt der Laptop gut in einen Rucksack oder jede andere Tasche, die größer ist als eine Handtasche, und ist so nützlich auf Reisen.

Die Akku-Laufzeit ist leider nicht so gut. Mein (viel gebrauchter) Laptop hält maximal 70-90 Minuten durch, was nicht so toll ist auf einer 4-stündigen Zugfahrt. Das Handbuch nennt etwa zwei Stunden Laufzeit, aber ich konnte das nie an einem neuen Akku überprüfen (ich habe das Gerät gebraucht gekauft). Jedenfalls sollten Sie auf jeden Fall immer das Netzteil mitnehmen und so oft wie möglich benutzen. Die Möglichkeit, suspend-to-RAM (oder besser noch: suspend-to-disk) zu nutzen, gleicht diesen Mangel teilweise aus; man kann das Gerät in etwa 20 Sekunden aus- und wieder einschalten, so kann man Strom sparen, sobald man den Rechner einige Minuten lang nicht braucht.

Der Bildschirm ist leider auch nicht ganz vollkommen. Es handelt sich um einen DSTN-LCD-Bildschirm (und nicht um einen modernen TFT-Bildschirm). Das bedeutet dass der Bildschirm langsam reagiert (schnell bewegte Objekte verwischen), daher ist er für z.B. Spiele mit schnellen Bewegungen nicht geeignet (obwohl der Prozessor mehr als ausreichend Leistung für z.B. Doom bietet). Noch wichtiger: Der Bildschirm bereitet auch Probleme bei hellem Umgebungslicht. Drinnen und ohne direktes Sonnenlicht ist er unproblematisch, aber draußen ist es (außer bei starker Bewölkung) durch den geringen Kontrast schwierig bis unmöglich etwas zu erkennen.

Der Akkumulator ist leicht zu wechseln (sogar während das Gerät im suspend-to-disk ist), aber er ist (natürlich) ein Spezial-Akku nur für dieses Gerät, recht teuer (? gut 100,- €) und möglicherweise gar nicht mehr erhältlich. Man könnte versuchen, das Akku-Paket aufzubrechen und die Zellen zu Reparaturzwecken auszutauschen, aber das ist mechanisch schwierig (und könnte eventuell die eingebaute Elektronik beschädigen). Ich habe es nicht getan.

Linux auf dem NEC Versa 550D installieren

Die Installation ist im Große und Ganzen unproblematisch, daher beschreibe ich nur die Besonderheiten, die beim Versa 550D zu beachten sind. Ich setze voraus, dass Sie wissen, wie eine normale Linux-Installation durchgeführt wird.

Als erstes sollte man eine Linux-Distribution auswählen, deren Anforderungen der Laptop erfüllen kann, da er nur 540 MB Festplattenplatz und 8-24 MB RAM hat. Er hat auch kein CD-ROM-Laufwerk, daher muss die Distribution auch anderen Installationsmethoden anbieten (das ist bei den meisten der Fall). Ich benutze Debian GNU/Linux 2.2 (potato) ohne größere Probleme. Von hier an gehe ich davon aus, dass Sie Debian benutzen; bei anderen Distributionen sollte es ähnlich gehen, ggf. sind Details anzupassen.

Vor der Installation sollte die Festplatte für suspend-to-disk eingerichtet werden. Dazu ist eine spezielle Partition notwendig. Man kann sie mit einem kleinen Programm namens phdisk.exe erzeugen, das mit dem Laptop mitgeliefert wird. Man erstellt einfach eine MS-DOS-Bootfloppy, kopiert phdisk.exe darauf, bootet davon und startet phdisk.exe. Dabei wird die gesamte Festplatte gelöscht, daher sollte man es als Erstes tun. Wenn Sie phdisk.exe nicht haben, können Sie es eventuell auf der Webpräsenz von NEC oder von Phoenix (dem Hersteller des BIOS') finden, oder schreiben Sie mir eine Email, und ich sende es Ihnen zu. Alternativ ist auch ein unter Linux laufender Ersatz für phdisk.exe verfügbar: lphdisk von Patrick D. Ashmore. lphdisk ist erhältlich bei http://www.procyon.com/~pda/lphdisk/. Ich habe es allerdings nie ausprobiert.

Jetzt zur eigentlichen Installation: Zuerst wird der Laptop mit der Boot-Floppy zur Installation von Linux gestartet (ggf. zuerst Booten von Floppy im BIOS-Dialog einstellen), dann die Festplatte nach Bedarf partitionieren (und eine Swap-Partition einrichten). Die suspend-to-disk-Partition wird als eine Partition vom Typ a0, „IBM Thinkpad Hibernation“ angezeigt. Ändern Sie sie nicht.

Da der Laptop kein CD-ROM-Laufwerk hat, muss er anders installiert werden. Am einfachsten geht das per Netzwerk. Die Verbindung kann über eine PCMCIA-Ethernet-Karte hergestellt werden (am einfachten und schnellsten, wenn Sie eine PCMCIA-Ethernet-Karte haben), über die parallele Schnittstelle (PLIP, langsam) oder über die serielle Schnittstelle (noch langsamer). Ethernet ist die beste Wahl, wenn Sie die nötige Hardware haben. Sonst kann man „parallel line IP“ (PLIP, siehe das „PLIP Mini HOWTO“ vom Linux Documentation Project) oder „serial line IP“ (SLIP) über ein Nullmodemkabel verwenden. Das ist wesentlich langsamer als Ethernet, aber man braucht außer dem Kabel keine zusätzlichen Geräte. Wenn die nötigen Geräte eingebaut sind, folgen Sie der Anleitung Ihrer Distribution zur Installation per Netzwerk.

Die Basis-Installation sollte ohne Probleme ablaufen. Hier noch ein paar technische Details, die hilfreich sein können:

Schließlich sollten Sie achtgeben, nicht mehr zu installieren, als die Festplatte fassen kann. Sie ist nicht sehr groß...

Probleme und Wissenswertes beim Betrieb unter Linux

Hier führe ich ein paar kleine Probleme auf, die ich beim Betrieb unter Linux hatte, und was ich dagegen unternommen habe.

Empfehlenswerte Programme

Offensichtlich ist es keine so gute Idee, KDE und StarOffice zu benutzen :-). I habe einige Zeit damit verbracht, Programme zu finden, die auf mit begrenzten Ressourcen gut funktionieren und trotzdem leistungsfähig und gut benutzbar sind. Hier meine Liste mit Vorschlägen, was man mit dem System anstellen kann und welche Programme dazu geeignet sind (Ergänzungen sind willkommen). Wenn ich keinen Link angebe, ist die Software Bestandteil der meisten Linux-Distributionen. Ich nutze X mit 12 MB RAM ohne Probleme. 8 MB könnte allerdings etwas knapp sein.

Extra: Der NEC Versa 550D als elektronisches Buch

Eine besonders hübsche Anwendung für den Versa 550D ist, ihn als elektronisches Buch zu benutzen. Haben Sie sich schon immer gewünscht, Sie könnten eine heruntergeladene Sherlock- Holmes-Geschichte im Bett lesen anstatt an Ihrem Computer? Jetzt ist das möglich! Ich habe ein kleines Skript gebastelt, das die Art von Texten umwandelt, die man bei Project Gutenberg erhält, so dass ich sie bequem auf dem Laptop lesen kann. Project Gutenberg bietet elektronische Versionen von Texten, deren urheberrechtlicher Schutz abgelaufen ist; fast alle wichtigen (englischsprachigen) Klassiker (und vieles mehr) sind verfügbar. Unglücklicherweise werden diese Texte als schlichte ASCII-Versionen angeboten, was sehr plattform-unabhängig ist, aber auch unbequem zu lesen. Ich formatiere sie neu mit den praktischen Helfern Perl und LaTeX.

Tun Sie folgendes, um einen Text auf dem Laptop zu lesen: besorgen sie sich den Text von Project Gutenberg und schicken sie ihn durch mein Skript:

gutb2latex <input.txt >output.tex
Damit wird eine einfache Formatierung durchgeführt; Sie sollten nun die Kapitelüberschriften in output.tex so markieren:

...blablabla...
\section{Einführung}
...blablabla

und das Kommando \tableofcontents da einfügen, wo das Inhaltsverzeichnis erscheinen soll. Rufen Sie für die entstandene Datei zweimal den Befehl latex auf, dann dvips mit Option -o. Die erstellte Postscript-Datei füllt genau den Bildschirm des NEC Versa, wenn sie mit gv in Vergrößerung 1.414, Ausrichtung „landscape“, angezeigt wird. Sie müssen möglicherweise etwas fummeln, um das Fenster von gv so groß zu machen, dass die Ränder und die Menüleiste unsichtbar sind (dazu können Sie z.B. die Tastaturbefehle von icewm verwenden), dann füllt der Text den ganzen Bildschirm. Aktivieren Sie Kantenglättung (Taste a, antialiasing), drehen Sie den Laptop auf die Seite und genießen Sie die Lektüre.

Bemerkung: Das Skript gutb2latex erwartet, dass Absätze im Eingabe-Text durch Leerzeilen getrennt sind. Wenn in Ihrem Text stattdessen Absätze durch Einrückungen der ersten Zeile angedeutet sind (das ist in einigen Texten von P. Gutenberg der Fall), müssen sie die entsprechende Zeile in meinem Skript anpassen, damit Absätze korrekt behandelt werden. Hier mein Skript gutb2latex:

#! /bin/bash
# gubt2latex
# convert a Project Gutenberg document into a LaTeX document
# (with some manual assistance)

if  [ "$1" == "-h" -o "$1" == "--help" ]; then
  cat <<EOF
Usage: gutb2latex >etext.txt<

Convert a Project Gutenberg document into a LaTeX document
(with some manual assistance).

gutb2latex v1.0, Mai 2000
(C) 2000 Sebastian Leske
May be used, modified and distributed freely as long as this notice is preserved.
EOF
  exit
fi

# get rid of CR/LFs
flip -b -u $1

# LaTeX-preamble
cat <<EOF
\documentclass[10pt]{article}
\usepackage[margin=0.8cm,nohead,nofoot,paperwidth=14.5cm,paperheight=18.5cm]{geometry}
 
\begin{document}                                                                                
EOF

# treat characters with a special meaning in LaTeX
# first save backslashes

sed -e 's/\\/!-ssr-!/g' $1 | 
sed -e 's/\^/\\^/g'    | 
sed -e 's/\$/\\$/g'    | 
sed -e 's/&/\\&/g'     | 
sed -e 's/%/\\%/g'     | 
sed -e 's/~/\\~/g'     | 
sed -e 's/_/\\_/g'     | 
sed -e 's/#/\\#/g'     | 
sed -e 's/}/\\}/g'     |
sed -e 's/{/\\{/g'     |
sed -e 's/!-ssr-!/\\\\/g'


# Make emtpy lines for paragraphs (if necessary)
# must be adjusted and uncommented if needed
# Count the number of spaces used for indenting the first line of 
# a new paragraph, and  make sure that number of spaces appears
# after the '^' in the next line (then uncomment it)
# perl -pe 'if ($_=~"^    [a-z,A-Z,\"]" ) {print "\n"}' <rein >raus

echo '\end{document}'

# Ende

Viel Spaß, und ich würde gerne von Ihren Erfahrungen mit diesem Laptop hören!


Verfasst am 14. Okt. 2001
Letzte Änderung am 2. Januar 2007
Sebastian Leske Sebastian.Leske@sleske.name

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